Polizeikaserne Krefeld
Krefeld: Polizeikaserne Orte der Polizeigeschichte
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Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Kaserne an der damaligen Hindenburgstraße zunächst von der SA bezogen, die zusammen mit der SS und dem Stahlhelm auch in Krefeld die sogenannte „Hilfspolizei“ bildete.
Ab Oktober 1937 wurde in den Kasernengebäuden am Girmesgath eine Zollschule untergebracht, die dem Oberfinanzpräsidium Düsseldorf unterstand und hier bis 1942 betrieben wurde. Ab September 1942 bezog hier das Zollgrenzschutz-Ausbildungslager Krefeld Quartier, das die Kaserne jedoch im März 1943 auf Verlangen der Wehrmacht räumen musste.
Im früheren Offizierskasino am Hindenburgplatz hatte zudem ab 1935 das Krefelder Gesundheitsamt seinen Sitz. Unter der Leitung des Obermedizinalrats Dr. Franz Klarholt wurden hier Untersuchungen im Rahmen von Sterilisationsverfahren durchgeführt, auf deren Grundlage bei mehr als 1000 Krefelderinnen und Krefeldern Zwangssterilisationen vorgenommen wurden.
Auf dem Kasernengelände befand sich ab 1940 eine Sammelstelle für die Krefelder Sinti und Roma sowie die sogenannten „Zigeuner-Mischlinge“, die von dort aus zunächst in das Messelager in Köln verbracht und schließlich nach Pladerow im damaligen „Generalgouvernement Polen“ deportiert wurden. Für die Organisation und Durchführung der Deportation waren die Kriminal- und die Schutzpolizei zuständig. Diejenigen von den Deportierten, die das Leben im Generalgouvernement nicht ertrugen und illegal nach Krefeld zurückkehrten, wurden im Februar 1943 verhaftet und in das Polizeigefängnis in der Hindenburgkaserne eingewiesen; von dort aus wurden sie in Konzentrationslager abgeschoben.
Quelle: Ulrich Friedrich Opfermann, „Zigeuner“: Fiktion und Wirklichkeit in einer westdeutschen Region, in: die Heimat 85/2014, S. 50-63
Das auf dem Kasernengelände eingerichtete Polizeigefängnis wurde von der Krefelder Gestapo für die Unterbringung von Häftlingen genutzt, da es weder im Hansa-Haus noch in den späteren Dienstsitzen der Gestapo in der Goethestraße und der Uerdinger Straße passende Gewahrsamsräume gab. Zu den bekannten Häftlingen des Polizeigefängnisses zählte der sozialdemokratische Gewerkschaftsfunktionär Heinrich Malina.
Der 1887 in Krefeld geborene Malina war seit 1905 bei der Reichsbahn angestellt. Aufgrund seiner Kriegsverletzungen wurde er 1924 pensioniert und engagierte sich seitdem im einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands. Er war seit 1923 Mitglied der SPD und Leiter des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ in Krefeld. 1931 wurde Heinrich Malina Vorsitzender des Ortskartells Krefeld des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Im Mai 1933 wurde Heinrich Malina von der Krefelder Gestapo in „Schutzhaft“ genommen und in das Zuchthaus in Anrath verbracht. Nach seiner Entlassung im Juli 1933 wurde er von der Gestapo überwacht. Im Oktober 1933 wurde er erneut verhaftet und in das KZ Kemna in Wuppertal überführt. Nach seiner Entlassung im November 1933 schloss er sich der Widerstandsbewegung an, wurde jedoch denunziert und 1937 verhaftet. Im Dezember 1937 wurde Heinrich Malina wegen Hochverrats zu einer fünfjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die er in der Strafanstalt Lüttringhausen bei Remscheid verbüßte. Nach seiner Entlassung 1942 wurde er von der Gestapo erneut in „Schutzhaft“ genommen und ins Polizeigefängnis in der Hindenburgstraße verbracht, wo er schwer misshandelt wurde. Im Juni 1942 wurde Heinrich Malina in das KZ Sachsenhausen deportiert. Hier wurde er Mitglied einer Widerstandsgruppe, die einen geheimen Sender baute. Nach der Aufdeckung der Gruppe wurde Malina im Oktober 1944 in das Todeslager Mauthausen überführt. Dort befreiten ihn am 5. Mai 1945 amerikanische Truppen.
Nach seiner Rückkehr nach Krefeld nahm Heinrich Malina seine Tätigkeit in der SPD auf und trat der neu gegründeten „Einheitsgewerkschaft aller Arbeiter, Angestellten und Beamten“ bei. Am 12. August 1945 wurde er zum Vorsitzenden der Einheitsgewerkschaft in Krefeld gewählt. 1946 wurde er zum hauptamtlichen Ersten Vorsitzenden der Gewerkschaft „Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr“ gewählt. 1948 wirkte er bei der Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit, schied jedoch bald darauf aus der hauptamtlichen Arbeit aus. Heinrich Malina starb am 8. Juni 1964. Heute ist eine der Straßen in Krefeld nach ihm benannt.
Quelle: Hans Peter Hansen, Bespitzelt und verfolgt. Krefelder Lebensläufe aus den Akten der Gestapo, Krefeld 1994.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren auf dem Kasernengelände verschiedene Dienststellen der Stadt Krefeld untergebracht. Heute beherbergen die historischen Gebäude private Gesundheitseinrichtungen sowie eine Berufsschule.
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Polizeikaserne Krefeld
Westparkstraße 105
47803 Krefeld