Hagen: Polizeipräsidium Orte der Polizeigeschichte

Historische Aufnahme des alten Polizeipräsidiums in Hagen (nach 1924).
Historische Aufnahme (nach 1924)

Daten und Fakten

Historische Aufnahme des Hagener Polizeipräsidenten Franz Schöbel (rechts im Bild).
Polizeipräsident Franz Schöbel (rechts)

In preußischer Zeit unterstand die Polizei in Hagen – wie überwiegend in den preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen – dem Bürgermeister. Durch Beschluss vom 25. Februar 1920 gab der preußische Minister des Inneren bekannt, dass die Aufgaben der Sicherheitspolizei in bestimmten rheinischen und westfälischen Gemeinden staatlichen Beamten zu übertragen.

  • Diese Absicht betraf auch die Stadtgemeinde Hagen. Die geplante Verstaatlichung der Polizei vollzog sich jedoch schrittweise und wurde durch die Besetzung des Ruhrgebiets durch belgische und französische Truppen beeinträchtigt. Die Einrichtung des Polizeipräsidiums Hagen (zuständig für den Stadtkreis Hagen) wurde schließlich erst zum 1. März 1927 vollzogen.
     
  • Der Sitz der Hagener Polizeiverwaltung befand sich ursprünglich in einem Gebäudekomplex an der Kirchstraße (ab 1928 Prentzelstraße), der auch das Land- und Amtsgericht sowie das Gefängnis umfasste. 1924 zogen das Kommando der Schutzpolizei und die Kriminalpolizei in den repräsentativen Neubau Ecke Hoch-/ Konkordiastraße um: ein vom Architekten Leopold Ludwig ursprünglich für die Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft entworfene und 1921 / 1922 errichtete Verwaltungsgebäude.
     
  • Das Amt des Polizeipräsidenten wurde 1928 von Franz Schoebel übernommen – einem Mitglied der SPD und langjährigen Gewerkschaftssekretär. Nachdem der Reichspräsident Paul von Hindenburg am 20. Juli 1932 die von der SPD angeführte preußische Regierung per Notverordnung abgesetzt hatte (sog. Preußenschlag), wurde Schoebel in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Er gehörte damit zu den zwölf politisch unbequemen Polizeiverwaltern in Preußen, die unmittelbar nach dem 20. Juli – und nicht erst nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten – entlassen wurden. 1933 wurde Schoebel vorübergehend inhaftiert; nach seiner Entlassung war er erst arbeitslos und dann als kaufmännischer Angestellter tätig.
     
  • An Schoebels Stelle wurde zunächst Regierungsrat Dr. Gustav Witzel, der zuvor die politische Abteilung (I A) des Polizeipräsidiums geleitet hatte, vertretungsweise zum Polizeipräsidenten ernannt. Diesem folgte der Jurist Heinrich Refardt, der anschließend zum Polizeipräsidium Duisburg-Hamborn wechselte. Der letzte Hagener Polizeipräsident bis zur Auflösung der Dienstelle war Fritz Herrmann – ein Mitglied der NSDAP und der SS.
     
  • Das Polizeipräsidium wurde zum 12. April 1934 aufgelöst und die Polizeiverwaltung dem Oberbürgermeister unterstellet. 1938 wurde die Polizeidirektion in die Prentzelstraße zurückverlagert.
     

Quellen: Ralf Blank / Uta Kleine / Felicitas Schmieder (Hrsg.), Hagen. Eine moderne Stadtgeschichte, 2021; Joachim Lilla, Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918 – 1945/46), Münster 2004; Daniel Schmidt, Preußens neue Polizei im Westen, in: Geschichte im Westen 31 (2016), S. 47–69.


Sitz des Sicherheitsdienstes

  • Teil des Verfolgungsapparats des NS-Regimes in Hagen war die Außenstelle des Sicherheitsdienstes des Reichsführers der SS (SD), die seit 1935 im Gebäude des Polizeipräsidiums untergebracht war. Die Außenstelle gehörte anfangs zum SD-Unterabschnitt Arnsberg und war ab 1939 dem SD-Abschnitt Dortmund unterstellt.
     
  • Auch nach der Zusammenlegung des Sicherheitsdienstes mit der Sicherheitspolizei zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA) im September 1939 blieb der SD in Hagen eine eigenständige Dienststelle, die vom SS-Oberscharführer Ernst Schäfer geleitet wurde. Zur Identifizierung politischer und weltanschaulicher Gegner des Regimes setzte der SD, der eng mit der Gestapo zusammenarbeitete, zahlreiche Spitzel ein.
     

Quelle: Ralf Blank, Bürokraten, Polizisten und NS-Täter. Ein biographischer Exkurs zur Gestapo in Hagen. In: Westfälische Forschungen 59 (2009), S. 409 – 431.

Fotos

  • Historische Aufnahme des alten Polizeipräsidiums in Hagen (nach 1924).
    Historische Aufnahme (nach 1924)
  • Moderne Ansicht des alten Polizeipräsidiums in Hagen Ecke Hochstraße / Konkordiastraße aus dem Jahr 2024.
    Moderne Ansicht (2024)
  • Einfahrt des alten Polizeipräsidiums in Hagen.
    Einfahrt (2024)
  • Ansicht des alten Polizeipräsidiums in Hagen von der Hochstraße im Jahr 2024.
    Ansicht Hochstraße (2024)

Standort

Altes Polizeipräsidium Hagen

Konkordiastraße 7
58095 Hagen