Regierungsgebäude Aachen
Aachen: Regierungsgebäude Orte der Polizeigeschichte
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Mit der Staatspolizeistelle Aachen verbunden ist der Werdegang des NS-Juristen Karl Pütz. Der 1911 in Aachen geborene Pütz studierte Rechtswissenschaften in Freiburg und Köln und wurde 1934 zum Dr. jur. promoviert. Nach Ablegung der zweiten juristischen Staatsprüfung trat Gerichtsassessor Pütz – bereits damals ein Mitglied der NSDAP und der SS – 1937 seinen Dienst in der Staatspolizeistelle Aachen an, wo er Leiter der Abteilung II (Innenpolitische Polizei) wurde. 1938 wurde Pütz zum Regierungsassessor befördert und stieg zum Stellvertreter des damaligen Staatspolizeistellenleiters Heinrich Seetzen auf.
1941 wechselte Karl Pütz, inzwischen zum Regierungsrat und SS-Sturmbannführer befördert, zur Stapoleitstelle Düsseldorf. Am 15. Dezember 1941 wurde er von Heinrich Himmler zum Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) von Wolynien und Podolien mit dem Dienstsitz in Rowno (heute: Riwne) ernannt. In dieser Funktion war Karl Pütz maßgeblich an nationalsozialistischen Massenverbrechen beteiligt und tat sich insbesondere als Organisator von Mordaktionen an Juden sowie Sinti und Roma hervor. Allein im Verlauf des Jahres 1942 war er für die Vernichtung von ca. 300 000 Juden verantwortlich. Im Anschluss übernahm er das Kommando der Sicherheitspolizei und des SD in Lublin (ab Oktober 1943) und in Posen (ab September 1944).
Während seiner Zeit als KdS in Lublin war Pütz maßgeblich an der Organisation und Durchführung des als „Aktion Erntefest“ bekannten Massenmords im Bezirk Lublin beteiligt, bei dem im Herbst 1943 ca. 43 000 jüdische Häftlinge der nationalsozialistischen Zwangslager erschossen wurden. Zuletzt war der SS-Obersturmbannführer Karl Pütz Inspekteur und Befehlshaber Südwest der Sicherheitspolizei und des SD mit dem Sitz in Baden-Baden. In Anbetracht der bevorstehenden Niederlage Deutschlands beging er – wie bald darauf auch sein früherer Vorgesetzter Heinrich Seetzen – am 6. Mai 1945 Selbstmord.
An seinem Todesort, der Gemeinde St. Märgen im Schwarzwald, wurde die Grabstätte von Karl Pütz jahrzehntelang als Kriegsgrab geschützt, bevor sie schließlich 2015 aufgelöst wurde.
Seit 1994 hatten sich einzelne Bürger, Parteien, Initiativen und andere Gruppen in verschiedenen Anträgen oder Anfragen an den Rat und die Verwaltung der Stadt gerichtet mit dem Wunsch, in Aachen verschiedene Gedenktafeln oder ein zentrales Mahnmal für die Opfer der NS-Diktatur aufstellen zu lassen.
Im Oktober 2001 wurde die erste Gedenktafel am Aachener Rathaus angebracht. Bis heute wurden 32 Tafeln an den vorgesehenen Orten angebracht, darunter auch am ehemaligen Regierungsgebäude am Theaterplatz.