Innenhof einer alten Polizeikaserne.

Polizeipräsidium Mönchengladbach

Mönchengladbach: Polizeipräsidium Orte der Polizeigeschichte

Daten und Fakten

Einfahrt zur Polizeikaserne in Rheydt.
Einfahrt Polizeikaserne Rheydt (1942)

Erste Pläne für den Bau eines gemeinsamen Polizeipräsidiums für die Städte Mönchengladbach (in damaliger Schreibweise: München-Gladbach) und Rheydt gab es bereits 1926. 

  • Der 1927 festgelegte Standort des künftigen Polizeipräsidiums an der Gartenstraße in Rheydt, unmittelbar an der Grenze zu Mönchengladbach, stand im Kontext der damals diskutierten und 1929 vollzogenen Fusion der beiden Städte und sollte im Zentrum der neuen Großstadt Gladbach-Rheydt liegen.
     
  • Mit dem Bau der Anlage wurde jedoch bereits nach der Auflösung von Gladbach-Rheydt (1933) begonnen, und zwar zunächst nur als Polizeiunterkunft.
     
  • Die 1938/1939 nach Plänen des Regierungsbaurats Bruno Kleinpoppen errichtete und 1939 bezogene Anlage bestand aus  Verwaltungs- und Wohngebäuden, einer Turn- und Reithalle und einer KFZ-Halle, die um einen Exerzierplatz gruppiert waren. Der Bau eines angrenzenden Polizeipräsidiums sollte zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Die Polizeikaserne und das künftige Polizeipräsidium sollten zusammen mit weiteren Dienst- und Wohngebäuden ein „geschlossenes Polizeiviertel“ ergeben. Diese Pläne wurden jedoch aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nicht mehr realisiert.
     
  • Das Mönchengladbacher Polizeipräsidium befand sich ab 1927 im Amtsgerichtsgebäude in der Abteistraße 27. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bezog es 1933 die Räumlichkeiten des „Volksvereins für das katholische Deutschland“ in der heutigen Windthorstraße (damals Dietrich-Eckart-Straße). Dieses Gebäude, das zeitweise auch die Außenstelle der Gestapo beherbergte, wurde durch Bombentreffer zerstört.
     
  • Nach dem Kriegsende wurde das neu gegründete Polizeipräsidium vorübergehend im Städtischen Museum an der Bismarckstraße untergebracht, bevor es schließlich im August 1946 in die Polizeikaserne an der Theodor-Heuss-Straße umzog, wo zeitgleich auch die britische Militärregierung einquartiert wurde. An diesem Standort blieb das Polizeipräsidium bis zu seinem Umzug in einen Neubau 2018.
     
  • Die Stadt Mönchengladbach hat das Areal 2022 erworben, um hier einen Wissens- und Innovationscampus einzurichten.

Weitere Informationen

Im Fokus der polizeihistorischen Forschungen in Mönchengladbach steht der Mönchengladbacher Polizeibeamte Ernst Weis, seit 1927 Vorsteher des 6. Polizeireviers, der nach seiner Versetzung nach Köln 1940 zum Kommandeur des dort aufgestellten Ordnungspolizeibataillons 309 ernannt wurde – einer wegen ihrer Mitwirkung am Holocaust berüchtigten Einheit. Am 27. Juni 1941 ermordeten Angehörige dieses Bataillons im besetzten Białystok über 2000 Menschen, überwiegend Jüdinnen und Juden. Etwa 800 von ihnen wurden in der Synagoge eingesperrt und bei lebendigem Leib verbrannt.

In der Folgezeit beteiligte sich das Bataillon an weiteren, kleineren Mordaktionen in besetzten Gebieten. Wegen dieser Verbrechen wurde in den 1960er Jahren gegen Angehörige des Bataillons, auch gegen den in Mönchengladbach wohnhaften, inzwischen pensionierten Oberst Weis, ermittelt. Im Wuppertaler Białystok-Prozess standen von Oktober 1967 bis März 1968 zunächst 14 Angehörige des Polizeibataillons 309 vor Gericht. Der Prozess endete mit lebenslangen Haftstrafen für die drei Hauptangeklagten, bei sechs weiteren Angeklagten sah das Gericht von einer Strafe ab, obwohl sie der Beihilfe zum Mord schuldig gesprochen wurden. 1971 wurden die Urteile durch den Bundesgerichtshof aufgehoben und eine Neuverhandlung angeordnet. Der zweite Prozess endete 1973 für die Hauptangeklagten mit geringen Freiheitsstrafen, die zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung bereits weitgehend verbüßt waren und im Übrigen zur Bewährung ausgesetzt wurden.

Im Falle von Ernst Weis weigerte sich das Amtsgericht Mönchengladbach, einen Haftbefehl auszustellen, da es der Auffassung war, Weis habe mit den Morden „nichts zu tun“. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach gegen Weis liefen zwar weiter, wurden aber nach seinem Tod 1964 eingestellt.
 


Quelle: Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz, Essen 2005, S. 261 - 267; Polizeipräsidium Mönchengladbach (Hrsg.): 50 Jahre ehemalige Polizeikaserne, Mönchengladbach 1989.

Fotos

  • Richtfest an der Polizeikaserne in Rheydt.
    Richtfest (1938)
  • Zwei Polizisten laufen während einer Feuerwehrübung über den Hof des Polizeipräsidiums Mönchengladbach.
    Feuerwehrübung (ca. 1940)
  • Innenhof einer alten Polizeikaserne.
    Innenhof (1942)
  • Außenaufnahme der Polizeikaserne in Rheydt aus dem Jahr 1942.
    Polizeikaserne Rheydt (1942)
  • Luftaufnahme der Polizeidirektion Mönchengladbach aus dem 1957.
    Luftaufnahme (1957)
  • Außenansicht des Polizeipräsidiums Mönchengladbach aus dem Jahr 1957.
    Außenansicht (1957)
  • Archivbild von Major Ernst Weis, Kommandeur des Polizei-Bataillons 309.
    Archivbild von Major Ernst Weis
  • Heutige Ansicht des Verwaltungsgebäudes des ehemaligen Polizeipräsidiums Mönchengladbach.
    Verwaltungsgebäude (2021)
  • Einfahrt zum Gewahrsamstrakt des ehemaligen Polizeipräsidiums Mönchengladbach.
    Einfahrt Gewahrsamstrakt (2021)
  • Garagenhof des ehemaligen Polizeipräsidiums Mönchengladbach.
    Garagenhof (2021)
  • Säulengang am Verwaltungsgebäude des ehemaligen Polizeipräsidiums Mönchengladbach.
    Säulengang (2021)

Kontakt

Ehemaliges Polizeipräsidium Mönchengladbach

Theodor-Heuss-Straße 149
41065 Mönchengladbach