Historische Ansicht der Villa Buth in Jülich aus den 1920er Jahren.

Villa Buth Jülich

Jülich: Villa Buth Orte der Polizeigeschichte

Daten und Fakten

Aktuelle Außenansicht der Villa Buth in Jülich (2021)
Aktuelle Außenansicht (2021)

Das Gebäude wurde 1893 durch den Papierfabrikanten Carl Eichhorn als repräsentativer Wohnsitz für seine Tochter Clara und ihren Mann Emil Buth errichtet. Zu der Villa gehörte eine weitläufige Parkanlage mit einer Grotte, einem Musiktempel und der privaten Begräbnisstätte der Familie Eichhorn. 

  • Nach Emil Buths Tod ging der herrschaftliche Charakter der Villa nach und nach verloren; in den 1930er Jahren waren hier bereits Arbeiter der Papierfabrik untergebracht.
     
  • Da die NS-Gesetzgebung seit 1939 das Ziel verfolgte, mittelfristig das Zusammenwohnen von Juden und „Ariern“ unter einem Dach zu unterbinden, sollten Mietverhältnisse mit Jüdinnen und Juden beendet werden und jüdische Familien in gesonderte Häuser (im NS-Jargon: „Judenhäuser“) umziehen, wo sie zum Teil auf engstem Raum interniert wurden. Auf diese Weise sollten die Überwachung und die nachfolgende Deportation erleichtert werden. Laut Zeitzeugenberichten wurde die Villa 1941 durch die NSDAP dem damaligen Eigentümer unter Zwang weggenommen, um daraus ein sogenanntes „Judenhaus“ zu machen.
     
  • Durch Verfügung des Landrates in Jülich vom 15. März 1941 wurden sämtliche Juden, die noch im Kreis Jülich wohnten, aufgefordert, ihre Wohnungen zu räumen und bis zum 24. März 1941 um 12 Uhr in Kirchberg (Villa Buth) eine Wohnung zu nehmen. Es handelte sich um insgesamt 96 Juden, die daraufhin die Villa Buth in Kirchberg als Wohnung bezogen.
     
  • Der Ortspolizeiverwalter in Inden erließ auf Anordnung des Landrats für die Juden am 12. April 1941 eine Anordnung, „in welcher der Aufenthalt sowie der Ausgang für die Juden in Kirchberg geregelt war.“ In der Folgezeit wurden jüdische Bewohner auch aus den Kreisen Düren und Erkelenz zwangsweise in der ehemaligen Fabrikantenvilla untergebracht, wo sie bis zu ihrer Deportation in Arbeits- oder Vernichtungslager festgehalten wurden. Die Bewohner hatten Ausgehbeschränkungen, die Männer mussten mutmaßlich in der Gemeinde Walheim bei Kornelimünster im Straßenbau an der heutigen B 258 arbeiten. Von den in der Villa internierten Personen sind 127 namentlich bekannt. Am 25. Juli 1942 wurden die letzten Bewohner Richtung Osten deportiert.
     
  • Nach Jahrzehnten des Leerstands und des Verfalls hat sich 2017 ein Oberstufenkurs des Heilig-Geist-Gymnasiums (Würselen) unter der Leitung des Geschichtslehrers Timo Ohrndorf zum Ziel gesetzt, die Villa als „Zwischenstation zum Holocaust“ in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Der 19-köpfige Projektkurs hat mehrere Teams gebildet, um einzelne Aspekte zu dem Gebäude und den dort internierten Menschen und deren weiteres Schicksal zusammentragen. Aus dem Projekt hervorgegangen sind ein 40-Minütiger Film und das Buch „Villa Buth – Zwischenstation zum Holocaust“.

Fotos

Historische Ansicht der Rückseite der Villa Buth in Jülich (1920er Jahre)
Historische Ansicht der Rückseite (1920er Jahre)
Historische Ansicht der Villa Buth in Jülich aus den 1920er Jahren.
Historische Außenansicht (1920er Jahre)

Kontakt

Villa Buth Jülich

Wymarstraße 8
52428 Jülich