Migration managenVeranstaltungsrückblick

Vortrag "Migration managen: Die Rolle der öffentlichen Verwaltung im Integrationsprozess"

Vierte Veranstaltung der digitalen Ringvorlesung "Migration im Fokus"

Aufnahme von Souad Lamroubal.
Souad Lamroubal

Migration ist nicht mehr schaffbar, denn die Kommunen sind überlastet, die Ausländerbehörden an ihrem Limit. Dieses Narrativ von einer zu starken Zuwanderung, die, selbst wenn sie gewollt wäre, einfach nicht mehr leistbar ist, nimmt schon länger einen etablierten Platz in der Migrationsdebatte ein.

In der vierten Veranstaltung der digitalen Ringvorlesung „Migration im Fokus“ an der HSPV NRW hat Souad Lamroubal die Verwaltung im Prozess der Integration in den Blick genommen. Souad Lamroubal ist seit fast 20 Jahren Kommunalbeamtin in NRW, zehn Jahre davon hat sie in einer Ausländerbehörde gearbeitet. Darüber hinaus ist sie Autorin des Buchs „Yallah Deutschland, wir müssen reden“ (erschienen 2022 im Dietz-Verlag) und betreibt einen gleichnamigen Podcast.

Integration ist keine Einbahnstraße. Sie erfordert nicht nur die Bereitschaft der zugewanderten Person, sondern die der Gesellschaft und des Staates des Aufnahmelandes. Die Verwaltung nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein, denn sie setzt rechtliche Grundlagen um und entscheidet über Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse, die Anerkennung von Abschlüssen sowie den Zugang zu Sprachkursen und vieles mehr.

Souad Lamroubal betont in diesem Zusammenhang das Recht auf Integration und Teilhabe, welches auch die Tätigkeit der Verwaltung einschließt. Das Überlastungsnarrativ intendiert dabei vor allem, auf Personalengpässe aufmerksam zu machen und mehr Ressourcen zu bekommen. Defizitäre kommunale Strukturen sind jedoch das Ergebnis jahrelanger Sparpolitik und liegen nicht in der Verantwortung von Migrantinnen und Migranten. Funktioniert Verwaltung in diesem Bereich nicht, dann ist das nicht nur hinderlich für den Integrationsprozess und schlecht für die individuell betroffene Person, sondern hat auch wirtschaftliche Auswirkungen, indem Menschen nicht in dem Maß am Arbeitsleben teilhaben, wie sie es könnten.

Die Ausländerbehörde ist kein besonders attraktiver Arbeitsplatz. Die Besoldung steht beispielsweise nicht im Verhältnis zu der Höhe an Kompetenz, die diese Aufgabe mit sich bringt, insbesondere vor dem Hintergrund einer komplexen und sich oft ändernden Gesetzeslage.

Die Ausländerbehörde ist jedoch auch für die Menschen, die aufgrund ihrer Belange auf sie angewiesen sind, problematisch. Die rechtlichen Verfahren und Voraussetzungen sind wenig verständlich. Unabhängige Beratungsstellen im Umgang mit Behörden für Migrantinnen und Migranten könnten für beide Seiten eine Entlastung darstellen. Daneben ist die Institution durch ein hohes Machtgefälle zwischen den entscheidenden und den davon betroffenen Personen gekennzeichnet. Neben mehr Ressourcen (auch durch Digitalisierung) für die Verwaltung braucht es spezifische Schulungen für die Mitarbeitenden in Bezug auf den Umgang mit Migration, Diskriminierung und Rassismus.

Der Vortrag sowie weitere Informationen zur Ringvorlesung stehen auf der Videoplattform VIMP zur Verfügung:

 Vortrag ansehen Channel Ringvorlesung

Kontakt

Wollinger, Gina Rosa
Frau Prof.'in Dr. Gina Rosa Wollinger
Studienort Kölnginarosa.wollinger(at)hspv.nrw.de
Jahn, Sarah Jadwiga
Frau RD'in Dr. Sarah Jadwiga Jahn

Sprecherin IGE

Studienort Dortmund Technologiezentrumsarahjadwiga.jahn(at)hspv.nrw.de
Winschuh, Thomas
Herr Prof. Dr. Thomas Winschuh
Studienort Kölnthomas.winschuh(at)hspv.nrw.de